Sexueller Kindesmissbrauch und Schule
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs untersucht auch sexuelle Gewalt in der Schule und ihrem Umfeld. Sie will herausfinden, welche Bedingungen den Missbrauch in diesem Bereich ermöglicht haben, durch welche Strukturen und Haltungen Gewalt verschwiegen und die Aufklärung verhindert wurde oder ob Kindern geholfen wurde.
Betroffene berichten von sexueller Gewalt in der Schule
Die Schulzeit ist ein wichtiger Bestandteil im Leben von Kindern und Jugendlichen. Sie prägt die persönliche Entwicklung von Mädchen und Jungen maßgeblich. Es überrascht daher nicht, dass Schule in vielen Anhörungen und Berichten, die Betroffene der Kommission anvertraut haben, eine Rolle spielt. Die Kommission hat sich daher entschieden, den Bereich Schule als Themenschwerpunkt zu untersuchen. Von sexueller Gewalt betroffene Menschen thematisieren Schule auf unterschiedliche Weise: als möglicher Schutzraum, als Bildungsort aber auch als Tatort.
Obwohl ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, hatte ich das Gefühl, dass es nur darum geht, dass die Schule keinen Schaden nimmt, und dass der Lehrer seine Pensionsansprüche behalten möchte.

Wie viele Personen berichteten der Kommission von sexueller Gewalt in der Schule?
243 Personen haben sich bisher bei der Kommission gemeldet und von sexuellem Missbrauch in der Schule berichtet (Stand Juli 2024). Davon nahmen 173 Personen an vertraulichen Anhörungen teil und 70 Personen teilten sich in einem schriftlichen Bericht mit.

5. Öffentliches Hearing „Sexueller Kindesmissbrauch und Schule“
Der Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt in der Schule muss verbessert werden. Gleichzeitig bieten Schulen ein enormes Potential, um für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche zum Schutzraum zu werden. Das waren zentrale Erkenntnisse aus den öffentlichen Gesprächen der Kommission mit Betroffenen und Expert*innen.
Geschichtenportal
Im Januar 2022 hat die Aufarbeitungskommission ein in Deutschland bisher einzigartiges Projekt gestartet: auf dem Portal „Geschichten, die zählen“ berichten Betroffene von sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend. Bisher gibt es 23 Berichte aus dem Kontext Schule. Das Portal soll kontinuierlich erweitert und zu einem Erinnerungs-Ort für die Lebensleistung betroffener Menschen werden.
Berichte Betroffener von sexuellem Missbrauch in der Schule
Über sexuelle Gewalt in der Schule berichten
Die Kommission möchte weitere wichtige Erkenntnisse gewinnen, damit Kinder und Jugendliche in Zukunft besser geschützt werden können. Darum bittet sie erwachsene Betroffene , die in ihrer Kindheit und Jugend sexueller Gewalt in der Schule ausgesetzt waren, von ihren Erfahrungen zu berichten. Auch Zeitzeug*innen können sich melden.

Aktivitäten der Kommission
Werkstattgespräche
Die Kommission sprach im September 2020 in einem ersten Austausch mit Expert*innen zu sexuellem Kindesmissbrauch im Umfeld der Schule. Ziel dieser ersten Werkstattgespräche war es zu erfahren, was für die Aufarbeitung in diesem Bereich wichtig ist. Dazu wurden verschiedene Sichtweisen auf Prävention, Intervention und Aufarbeitung an Schulen einbezogen.
Ein zweiter Austausch fand im Juni 2021 mit weiteren Expert*innenstatt. Im Mittelpunkt standen die Rolle der Schulsozialarbeit und die Frage nach dem Umgang mit aktuellen Fällen sexualisierter Gewalt durch Lehrkräfte. Strukturelle, disziplinar- und arbeitsrechtliche Herausforderungen sowie die Bedeutung einer professioneller Begleitung waren wichtige Themen in diesen Werkstattgesprächen.
Der Fokus der dritten Werkstattgespräche mit Expert*innenim November 2022 lag auf Schulen in freier Trägerschaft / Privatschulen, beispielsweise Waldorf-, evangelische und freie Schulen.
Schwerpunkt sexueller Missbrauch in Grundschulzeitschrift
Eine Ausgabe der Grundschulzeitschrift mit dem Schwerpunktthema „Sexueller Missbrauch“ entstand unter Mitwirkung der Kommission. Darin ist eingeflossen, was Betroffene der Kommission berichteten, die sexuelle Gewalt in der Schule erlebt haben.
Austausch: KMK-Präsidentin und Vorsitzende der Kommission
Anlässlich des Schwerpunktes tauschten sich die ehemalige KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig und die Vorsitzende der Kommission Prof. Dr. Sabine Andresen zur Institution Schule als Schutzraum, aber auch als Tatort aus.
Als ich sieben Jahre alt war, geschah dann der sexuelle Missbrauch. Ein Lehrer holte mich nach dem Unterricht zurück ins Klassenzimmer, lobte mich und sagte mir, dass ich ganz besonders für ihn sei. Ich war empfänglich für seine Zuneigung, die ich zu Hause nicht erfuhr.

Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Schule
Kinderschutz muss im Schulalltag selbstverständlich sein. Darum unterstützt die Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ des UBSKM Schulleitungen und Kollegien dabei, Schutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen.