Hinschauen und handeln: KMK-Präsidentin und Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs trafen sich zu einem Austausch
Berlin, 30.09.2020 Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat damit begonnen, sich mit einem weiteren Schwerpunkt zu befassen: Der Aufarbeitung im Bereich Schule. Aus diesem Anlass trafen sich die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig und die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zu Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Prof. Dr. Sabine Andresen zu einem Austausch. Der Fokus des Gesprächs lag einerseits auf der Institution Schule als Schutzraum – zum Beispiel, wenn sexuelle Gewalt in der Familie stattfindet – und andererseits auf Schule als Tatort.
KMK-Präsidentin Dr. Stefanie Hubig: „Jeder Fall sexueller Gewalt gegen Kinder ist einer zu viel. Missbrauch und sexuelle Gewalt fügen Kindern nicht nur körperlichen Schaden zu, sie hinterlassen schwere Verletzungen der Seele. Damit es gar nicht erst so weit kommt, kommt der Präventionsarbeit an Bildungseinrichtungen, wie wir sie etwa mit dem Missbrauchsbeauftragten des Bundes an unseren Schulen verwirklichen, eine ganz zentrale Bedeutung zu. Wenn es zu sexueller Gewalt kommt, können und müssen Kindertagesstätten und Schulen Schutzräume sein, in denen Kindern zugehört und Hilfe organisiert wird. Wenn diese Schutzräume wegfallen – wie wir es jetzt im Zuge des Lockdowns erlebt haben – kann das schlimme Folgen haben. Unsere Aufgabe als ganze Gesellschaft ist es deshalb, sensibel zu sein, hinzuschauen und zu handeln. Ebenso unerlässlich ist eine gründliche Aufarbeitung der Taten und damit des Unrechts. Ich bin deshalb sehr dankbar für die wichtige Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs.“
In den zurückliegenden Fällen haben Betroffene häufig keine Unterstützung vor Ort erhalten. Hier würde jeder Einzelfall von den Schulaufsichtsbehörden nun sehr ernst genommen und der Schutz der Kinder und Jugendlichen stünde an erster Stelle, ergänzte Hubig.
Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs: „Es haben sich seit 2016 auch immer wieder Menschen an uns gewandt, die sexueller Gewalt in ihrer Kindheit und Jugend in der Schule oder im schulischen Umfeld ausgesetzt waren. Die Berichte dieser Betroffenen zeigen uns, dass es wichtig ist, sich mit der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in diesem Bereich zu beschäftigen. Für die Arbeit der Kommission war der Austausch mit der Präsidentin der KMK, Frau Dr. Hubig, sehr wertvoll.
Der Blick nach vorn mit Angeboten für die Schulen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen ist wichtig. Ebenso wichtig ist jedoch auch der Blick zurück. Denn dadurch erfahren wir, welche Bedingungen sexuelle Gewalt ermöglichten, warum Mädchen und Jungen sich nicht anvertrauten und wenn doch, warum ihnen nicht geholfen wurde. Aufarbeitung ist eine Chance, aus der Vergangenheit zu lernen, um Kinder und Jugendliche in Zukunft besser schützen zu können.“
Hintergrund:
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs untersucht sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch, zum Beispiel Missbrauch in Familien, im sozialen Umfeld, in Institutionen, durch Fremdtäter oder im Rahmen von organisierter sexueller Ausbeutung. Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung gehört ebenfalls dazu. Ziel der Arbeit ist es, Ausmaß, Art und Folgen der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuzeigen und damit eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu einem Thema anstoßen, das noch immer tabuisiert wird. Seit 2016 haben sich fast 2.500 Betroffene aber auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die Kommission gewandt.
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