Heiner Keupp
Geboren am 16. Juni 1943 in Kulmbach
Bevor ich mich intensiv mit dem Thema der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auseinandersetzte, habe ich mich mit Initiativen zum Aufbau sozialpsychiatrischer Projekte, mit Forschung zur Identitätsentwicklung, der Gesundheitsförderung und des bürgerschaftlichen Engagements beschäftigt. Diese Themen sind auch in meine Untersuchungen von Institutionen eingegangen, in denen Heranwachsende schwere Missbrauchserfahrungen machen mussten. Als Sozialpsychologe habe ich mich vor allem mit den Fragen auseinandergesetzt, welche institutionellen und gesellschaftlichen Hintergründe zu den Missbrauchstaten geführt haben und warum Aufklärung über Jahre und Jahrzehnte verhindert worden ist. Gegenwärtig beschäftigt mich vor allem, wie in ihrer Kindheit und Jugend von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen Wege zur Bewältigung und zu selbstbestimmter Lebensführung finden.
Von 1976 bis 2008 war ich Professor für Sozial- und Gemeindepsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2001 bin ich Gastprofessor an der Universität Bozen. Von 2007 bis 2010 übernahm ich den Vorsitz der Expertenkommission für den 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung. 2010 wurde ich vom Stadtrat der Landeshauptstadt München zum Vorsitzenden des Fachbeirats für zivilgesellschaftliches Engagement berufen.
Es gilt die Schweigeringe um sexualisierte Gewalt zu durchbrechen. Für mich als Sozialwissenschaftler sehe ich hier eine besondere Verantwortung.
Neben meinen Aufgaben an der Universität München habe ich über mehr als 30 Jahre eine enge Kooperation mit dem Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) aufbauen können. Ich habe an mehreren Aufarbeitungsprojekten mitgewirkt, die seit 2021 abgeschlossen sind. Dabei untersuchte er sexualisierte Gewalt im Klosterinternat Ettal (in Kooperation mit dem IPP- Institut für Praxisforschung und Projektberatung), sexualisierte Gewalt im Benediktinerstift Kremsmünster (in Kooperation mit dem IPP), sexualisierte Gewalt in der Odenwaldschule (in Kooperation mit dem IPP) und betrieb Aufklärung und Aufarbeitung von Grenzüberschreitungen in einem SOS-Kinderdorf.
In beratender Funktion unterstützte ich das IPP bei Studien zu Heimkindheiten in Bayern, zum Bund der deutschen Pfadfinder (BDP), zum EKD-Projekt ForuM, zum Missbrauch im Erzbistum Essen, zu Grenzüberschreitungen im Institut für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Heidelberg und im Martin-Bonhoeffer-Haus in Tübingen.
Aktiv beteiligt bin ich an den aktuell laufenden IPP-Projekten zum Orden der Franziskaner, zum Orden der Redemptoristen, einer Studie zu einer Waldorfschule und der Analyse des Konflikts im Forum Queeres Archiv München.
Beruflicher Werdegang
- Studium der Psychologie und Soziologie an den Universitäten Frankfurt, Erlangen und München, Diplomabschluss 1969
- 1972 Promotion zum Dr. phil. in Psychologie an der Universität München
- 1976 Habilitation in Psychologie an der Universität München
- 1978 – 2018 Professor für Sozial- und Gemeindepsychologie an der Universität München
- seit 2001 Gastprofessor an der Freien Universität Bozen
- 1999 – 2009 Vorstand des Sonderforschungsbereichs 536 der Universität München
- 2007 – 2009 Vorsitzender der Berichtskommission für den 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung
- seit 2016 Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Heiner Keupp war 2021/22 Mitglied der Expertenkommission zur Aufarbeitung von Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Heimen der Landeshauptstadt München, Mitglied des Beirats beim Forschungsverbund TESTIMONY – Erfahrungen in DDR-Kinderheimen. Bewältigung und Aufarbeitung, arbeitet mit im Beirat des Projekts: „Auf! – Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch in Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg“ der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie /-psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, in der Kommission zur Novellierung des Aktionsplans des Landes Hessen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen und ist Mitglied am Runden Tisch Bürgerschaftliches Engagement des Bayerischen Sozialministeriums.
Forschungsprojekt
„Lebensführung nach Erfahrungen sexuellen Missbrauchs und Misshandlungen in Institutionen“
Verbundprojekt
„Auf-Wirkung: Aufarbeitung von Erfahrungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt für wirksame Schutzkonzepte in Gegenwart und Zukunft“ (finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung)