Sexueller Kindesmissbrauch durch Frauen
Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Bei sexuellem Kindesmissbrauch wird in der Regel an männliche Täter gedacht. Frauen, die Kinder sexuell missbrauchen, stellen in der Gesellschaft fest verankerte Geschlechterbilder in Frage und werden immer noch tabuisiert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema sind lückenhaft, da ein Großteil der vorhandenen Ergebnisse auf Studien basiert, in denen es um Frauen ging, die bereits sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen begangen haben und strafrechtlich belangt wurden. Folglich gibt es kaum zuverlässiges Wissen über Frauen, die pädosexuell sind oder aus anderen Impulsen Gefahr laufen, Kinder und Jugendliche zu missbrauchen, aber die noch nicht straffällig geworden sind.
In einer aktuellen Studie soll diese Wissenslücke geschlossen werden, indem Personen im Rahmen einer anonymen Online-Studie befragt werden, die von Frauen sexuell missbraucht wurden. Die Berichte über die erlebte Gewalt aus der Sicht von Betroffenen sollen durch eine anonyme Online-Befragung von Frauen ergänzt werden, die Gefahr laufen, Kinder und Jugendliche zu missbrauchen, aber noch nicht straffällig geworden sind.
Laufzeit des Forschungsprojektes: 01.01.2020 – 30.06.2021
Das Forschungsprojekt wurde über Mittel der Kommission finanziert.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen wird in der Regel an Männer als Täter gedacht. Frauen als Täterinnen werden hingegen immer noch tabuisiert. Das Forschungsprojekt schließt wissenschaftliche Lücken zu diesem Thema.
Es liefert Erkenntnisse über die psychischen Folgen für Menschen, die sexuellen Kindesmissbrauch durch eine Frau erlebt haben sowie über Frauen, die ein sexuelles Interesse an Kindern haben und sexualisierte Gewalt ausüben.
Fachartikel
- Gebhardt, T., Briken, P., Tozdan, S., Schröder, J. (2021). Typen und Strategien von Täterinnen bei sexuellem Kindesmissbrauch. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 16(2), 1-8. DOI: 10.1007/s11757-021-00695-4
- Schröder, J., Yamak, Y., Kratzer, L., Briken, P., & Tozdan, S. (2021). The role of stigmatization in developing post-traumatic symptoms after experiencing child sexual abuse by a woman. European Journal of Psychotraumatology 12(1):1966982. DOI: 10.1080/20008198.2021.1966982
- Tozdan, S., Briken, P., Schröder, J. (2021). Women with sexual interest in children – Results from an online survey among a non-forensic female sample. Journal of Sex and Marital Therapy. DOI: 10.1080/0092623X.2021.2005208
Peer Briken
Sexualwissenschaftler und Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Weitere Forschungsprojekte von Peer Briken
„Professionelle Begleitung von Menschen, die sexuelle Gewalt und Ausbeutung, im Besonderen organisierte rituelle Gewalt, erlebt haben“