Professionelle Begleitung von Menschen, die sexuelle Gewalt und Ausbeutung, im Besonderen organisierte rituelle Gewalt, erlebt haben: Die Perspektive der Betroffenen und der Fachkolleginnen und Fachkollegen
Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – in Kooperation mit der Spezialambulanz für Traumafolgestörungen des UKE
Erfahrungen von sexueller Gewalt und Ausbeutung in Verbindung mit organisierter ritueller Gewalt sind bisher gesellschaftlich und wissenschaftlich wenig anerkannt. Sie gelten meist als seltene Randerscheinung oder werden insgesamt in Frage gestellt.
Obwohl Betroffene seit vielen Jahren psychosoziale Unterstützung suchen, halten sich diese Annahmen bis heute und es gibt für Betroffene kaum spezialisierte und adäquate Hilfsangebote. Daher geraten auch Experten wie Ärztinnen und Ärzte oder Therapeutinnen und Therapeuten, die Betroffene mit organisierten rituellen Gewalterfahrungen betreuen, häufig in rechtliche, fachliche und ethische Grauzonen und an damit verbundene Grenzen, auch an kollegialer Unterstützung.
Mit dieser Studie wurden über eine Online-Befragung für Betroffene sowie für Behandlerinnen und Behandler Daten zur aktuellen Versorgungssituation, zu besonderen Bedarfen bei der Behandlung von Betroffenen von insbesondere organisierter ritueller sexueller Gewalt erhoben.
Darüber hinaus sollten Betroffene und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ihre Kenntnisse als Expertinnen und Experten aus diesem Feld, ihre Erfahrungen, Einschätzungen und Erkenntnisse in Interviews oder schriftlich mitteilen.
Die Auswertung aller Angaben erfolgte anonymisiert. Im Rahmen der Studie wurden auch Mitteilungen und Daten aus den vertraulichen Anhörungen der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs zu organisierter ritueller Gewalt ausgewertet.
Dieses Forschungsprojekt soll dabei helfen, das Verständnis und die professionelle Unterstützung für Betroffene zu verbessern.
Vielen Dank an alle Personen, die an der Online-Befragung teilgenommen haben!
Laufzeit des Forschungsprojektes: 01.01.2017 – 30.06.2019
Das Forschungsprojekt wurde über Mittel der Kommission finanziert.
Ergebnisse der Studie wurden bisher in folgenden Fachartikeln und Produkten veröffentlicht:
- Organisierte und rituelle Gewalt in Deutschland. Kontexte der Gewalterfahrungen, psychische Folgen und Versorgungssituation“ in der Zeitschrift Trauma & Gewalt, August 2018
- „Psychiatric Impact of Organized and Ritual Child Sexual Abuse: Cross-Sectional Findings from Individuals Who Report Being Victimized“ im International Journal of Environmental Research and Public Health, Oktober 2018
- „Organisierte und Rituelle Gewalt in Deutschland. Praxiserfahrungen, Belastungen und Bedarfe von psychosozialen Fachkräften“ in der Zeitschrift Trauma & Gewalt, Mai 2019
- „Was erschwert die Aufdeckung organisierter und ritueller Gewaltstrukturen?“ in der Zeitschrift Psychiatrische Praxis, Mai 2020
- „Was erschwert die Aufdeckung organisierter und ritueller Gewaltstrukturen?“ Eine qualitative Inhaltsanalyse der Erfahrungsberichte von Betroffenen und ZeitzeugInnen (Infografik 2019)
- „Kritische Reflexion unserer Studie zu sexuellem Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“ in der Zeitschrift Trauma & Gewalt, Mai 2024
Peer Briken
Sexualwissenschaftler und Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Weitere Forschungsprojekte von Peer Briken
„Sexueller Kindesmissbrauch durch Frauen“