Machbarkeitsstudie zu zeithistorischem Forschungsprojekt gesellschaftlicher Umgang mit Pädosexualität

Die Aufarbeitungskommission fördert eine Machbarkeitsstudie zu einem zeithistorischen Forschungsprojekt über den gesellschaftlichen Umgang mit Pädosexualität in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den 1960er und 1990er Jahren. Das einjährige Vorhaben wird in der Verantwortung von Prof. Dr. Thomas Großbölting und Prof. Dr. Große Kracht von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg umgesetzt.

Die Aufarbeitungskommission hat sich in ihrer zweiten Laufzeit auch mit sexuellem Kindesmissbrauch im Zusammenhang mit pädosexuellen Netzwerken befasst. Dazu hat sie 2021 die Vorstudie „Programmatik und Wirken pädosexueller Netzwerke in Berlin“ veröffentlicht und 2023 ein Ausstellungsvorhabengefördert, das das Schwule Museum (Berlin) gemeinsam mit dem Archiv der deutschen Jugendbewegung durchführt.

Bei der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg fördert die Kommission nun ein Projekt, das die Umsetzungs- und Fördermöglichkeiten einer umfassenden – über Einzelpersonen oder einzelne Akteursgruppen hinausgehenden – Studie zum Thema auslotet.

Aus Einzelstudien, u.a. zur Person Helmut Kentler, ist bekannt, wie gering das Problembewusstsein in der Bundesrepublik Deutschland während der 1960er und noch bis in die 1990er Jahre in Bezug auf sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen war. Um zu verstehen, warum pädosexuelle Gruppen und ihre Unterstützerkreise zeitweise in Teilen der Gesellschaft große Resonanz und Zustimmung erfuhren – obwohl der sexuelle Kontakt zu Kindern unter 14 Jahren bereits damals unter Strafe stand – braucht es einen breiter angelegten, zeithistorischen Gesamtblick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Pädosexualität bzw. sexuellem Kindesmissbrauch. Die Möglichkeiten der Umsetzung so einer solchen breiteren wissenschaftlichen Analyse sollen in dem Projekt erarbeitet werden.

Geplant sind die Sichtung und Auswertung von vorliegenden Forschungsergebnissen zur Sexualitätsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland mit besonderem Fokus auf Gesetzgebung, Rechtsprechung, wissenschaftlichen Gutachten und medialem Umgang sowie Überblicksrecherchen in Archiven und die Recherche von Möglichkeiten der Förderung eines entsprechenden mehrjährigen Forschungsprojekts.

Laufzeit des Projekts: 01.09.2023 – 31.08.2024

Das Projekt wird aus Mitteln der Kommission gefördert.