Lebensführung nach Erfahrungen sexuellen Missbrauchs und Misshandlungen in Institutionen
Ludwig-Maximilians-Universität München/Institut für Praxisforschung und Projektberatung
Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend haben erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Biografie der betroffenen Menschen. Die Forschung hat gezeigt, dass viele Betroffene den sexuellen Missbrauch bis ins Erwachsenenalter nur schwer verarbeiten können. Es gibt aber sehr unterschiedliche Verarbeitungsformen des erlebten Unrechts und Leids. Dazu gehören einerseits schwere psychosoziale Beeinträchtigungen, andererseits aber auch positive Lebenswege durch eine gelungene Bewältigung oder die Fähigkeit, aktiv zu handeln und sich für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema der sexualisierten Gewalt einzusetzen.
In dem Forschungsprojekt sollen diese unterschiedlichen biografischen Muster der Auseinandersetzung mit den Missbrauchserfahrungen in einem Internat oder in einem Heim aufgezeigt werden. Dazu werden bereits vorhandene Interviews mit Betroffenen vertieft ausgewertet, aber auch neue Interviews geführt.
Laufzeit des Forschungsprojekts: 01.08.2016 – 31.03.2019
Ergebnisse der Studie wurden bisher in folgenden Fachartikeln veröffentlicht:
- „Betroffene und ihr gesellschaftspolitisches Engagement gegen sexualisierte Gewalt“ in der Zeitschrift Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, Mai 2020
- „Handeln und Agieren als Formen der Ermächtigung“ in der Zeitschrift Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, Mai 2020
Das Forschungsprojekt wurde über Mittel der Kommission finanziert.
Heiner Keupp
Sozialpsychologe und Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs