Überleben in der Kindheit und das Schweigen der Anderen

Betroffene beschreiben in vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten, welche Auswirkungen die sexuelle Gewalt in der Kindheit und Jugend auf sie hatte und welche Wege der Bewältigung sie gefunden haben, um den sexuellen Missbrauch zu überleben.

Individuelle Bewältigung und die Reaktionen des Umfeldes

Mädchen und Jungen entwickeln ihre ganz individuellen Überlebens- und Bewältigungsstrategien. Betroffene berichten der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs beispielsweise davon, dass sie aggressiv wurden, sie die Gewalterfahrungen verdrängt oder sich in ihre eigene Welt zurückgezogen haben. Sie berichten auch, dass sie als Kinder und Jugendliche versuchten, dem Täter oder den Tätern auszuweichen, indem sie viel Zeit bei Freunden verbrachten oder sich gegen die sexuelle Gewalt wehrten.

Es gibt immer im Laufe der Zeit Menschen, die irgendwas mitkriegen, aber die dann doch nichts machen, warum auch immer.
Betroffene

Die Erkenntnisse der Kommission zu Überleben & Schweigen

Für heute erwachsene Betroffene von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend haben die Themen Überleben in der Kindheit und das Schweigen der Anderen häufig einen großen Stellenwert. So wurden diese Themen häufig auch in den vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten der Kommission angesprochen. Deshalb hat die Kommission entschieden, in ihrem Bilanzbericht, Band 1, dazu ein eigenes Kapitel zu veröffentlichen. In Band 2 mit dem Titel Meine Geschichte erzählen Betroffene von ihrer Vergangenheit, ihren Wünsche, ihren Sorgen und ihren Hoffnungen. Das eigene Überleben und das Schweigen der Anderen spielen hier ebenfalls eine große Rolle.