Christine Bergmann beendet ihre Tätigkeit in der Kommission zum Jahresende


28.12.2023 - Der Schutz von Kindern und Jugendlichen war stets Teil der politischen Arbeit von Christine Bergmann, insbesondere als Bundesfamilienministerin von 1998 bis 2002, als von der Bundesregierung eingesetzte Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs von März 2010 bis Oktober 2011 sowie als Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, der sie seit Januar 2016 angehörte. Am 31. Dezember 2023 verabschiedet sich Christine Bergmann als Mitglied der Kommission und beendet damit diese langjährige ehrenamtliche Tätigkeit.


Als Unabhängige Beauftragte habe sie erfahren, in welchem Ausmaß Kinder und Jugendliche von sexualisierter Gewalt betroffen sind und welche Folgen dieses Unrecht für das weitere Leben daraus entstanden, blickt Christine Bergmann zurück. Der Berufung in die Unabhängige Aufarbeitungskommission sei sie sehr gern gefolgt. In den vertraulichen Gesprächen mit Betroffenen habe sie viel erfahren über das Leid und die Hilflosigkeit der Kinder und Jugendlichen aber auch über die Zurückweisung, wenn sie als Erwachsene versuchten, Unterstützung und Anerkennung zu erhalten.

Ich danke für das Vertrauen der Betroffenen, die mit ihrem Mut zu sprechen, dafür gesorgt haben, dass Aufarbeitungsprozesse in Gang gekommen sind, wie in den Kirchen oder im Sport. Ich danke allen so engagierten Mistreiterinnen und Mitstreitern in der Kommission und im Büro.

Christine Bergmann

Zum Abschied wünscht Christine Bergmann der Kommission für die nächsten arbeitsreichen Etappen gutes Gelingen und die dafür notwendige Unterstützung aus Politik und Gesellschaft.

Die Mitglieder der Kommission würdigen die langjährige Zusammenarbeit mit Christine Bergmann und ihren Einsatz für die Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Ohne ihr Engagement und ihre Entschlusskraft gäbe es die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs nicht. Als Mitglied der Kommission sei es ihr vor allem darum gegangen, dass die Vielzahl der Stimmen von Betroffenen Gehör findet, dass erlebtes Unrecht und Leid anerkannt und Betroffenen ein Recht auf Aufarbeitung zugesprochen wird. Sie habe ihre unerschöpflich wirkende Energie dafür eingesetzt, dass Institutionen wie die Kirchen oder der Sport sich ihrer Verantwortung stellen und dass die Gewalterfahrungen in Institutionen der DDR nicht in Vergessenheit geraten.

Wir verdanken Christine Bergmann viel. Ihre vielfältige politische Erfahrung, ihre klare Haltung und ihre zupackende Art werden in der Kommission sehr fehlen. Wir wünschen ihr von ganzem Herzen alles Gute.

Die Mitglieder der Kommission

Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, betonte mit Blick auf die Anfänge des UBSKM-Amtes, dass es dem sehr persönlichen Engagement von Christine Bergmann zu verdanken sei, dass Betroffene nach 2010 mehr und mehr den Mut fassten, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu treten. Als Unabhängige Beauftragte habe sie mit der damaligen Telefonischen Anlaufstelle erstmals die Möglichkeit geschaffen, dass Betroffene ihre Erfahrungen einer unabhängigen Stelle gegenüber äußern und diese in die Politik einfließen konnten. Tausende Anrufe und hunderte von Briefen, darunter von vielen Betroffenen, die erstmals ihr Schweigen brachen, zeugten von dem Vertrauen, dass Betroffene ihr entgegenbrachten, und führten den dringenden Handlungsbedarf auch denen vor Augen, die gerne weiter weggeschaut hätten. Ihr Engagement, Betroffenen eine Stimme zu geben und aus ihren Berichten für die Zukunft zu lernen, habe Christine Bergmann auch als Mitglied der Aufarbeitungskommission konsequent weitergeführt.

Ihre große Empathie für Betroffene und ihr Einsatz und ihre Integrität beim Umgang mit sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen haben entscheidend dazu beigetragen, wie wir Betroffenen heute begegnen und was Politik und Institutionen seither an Verbesserungen bei Schutz und Hilfen unternommen haben. Christine Bergmann gelten mein größter Respekt und meine größte Wertschätzung.

Kerstin Claus, UBSKM

Der Betroffenenrat bei der UBSKM betont, dass Christine Bergmann nicht nur redet. Bereits als erste Unabhängige Beauftragte sei sie engagiert ihrem bis heute geltenden Grundsatz gefolgt: ‚Wir müssen noch viel mehr erfahren. Vor allem von den Betroffenen, um sexuellen Missbrauch besser verhindern zu können.‘

Sie hat uns Betroffenen von sexualisierter Gewalt zugehört und geglaubt. Sie hat unsere Erfahrungen nie relativiert und uns immer als Expert:innen in eigener Sache hoch respektiert. Insbesondere redet sie laut gegen das Vergessen der Gewalterfahrungen in den Familien und Institutionen der ehemaligen DDR. Bis heute fühlen sich Betroffene sexualisierter Gewalt durch die weit verbreitete Relativierung von DDR-Unrecht stigmatisiert und wenig gesehen. Sie gibt ihnen eine Stimme und hat sich alltäglich für das Recht auf Aufarbeitung, Anerkennung und Übernahme von Verantwortung engagiert. Christine Bergmann wird uns in der Kommission sehr fehlen und mit hohem Respekt verabschieden wir uns von ihr als Kommissionsmitglied und wünschen ihr alles Gute.

Der Betroffenenrat bei der UBSKM


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