Bundesverdienstkreuz für ehemalige Kommissionsvorsitzende Sabine Andresen


20.09.2023 - Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs gratuliert ihrer ehemaligen Vorsitzenden Prof. Dr. Sabine Andresen zur Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Die Auszeichnung wurde in einem Festakt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Bundesministerin Lisa Paus übergeben.


Bundesfamilienministerin Lisa Paus, Prof. Dr. Sabine Andresen bei Übergabe Bundesverdienstkreuz

Prof. Dr. Sabine Andresen habe als Vorsitzende der Aufarbeitungskommission mit großem persönlichen Einsatz dem Thema Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR zu erheblicher gesellschaftlicher Relevanz verholfen, hieß es in der Rede der Ministerin für die Auszeichnung.

Zusammen mit habe Andresen sich für die Einrichtung einer Aufarbeitungskommission eingesetzt und damit Pionierarbeit geleistet. Für sie standen Betroffene im Zentrum der Arbeit. Sie habe sich, gemeinsam mit der Kommission, vehement für ein Recht von Betroffenen auf Aufarbeitung eingesetzt. Die Beteiligung von Betroffenen in allen sie betreffenden Belangen habe sie stets eingefordert und dies auch in der Arbeit der Kommission berücksichtigt. Als Vorsitzende habe sie die Kommission unermüdlich und mit viel diplomatischem Geschick durch wichtige Phasen geleitet, oftmals auch gegen Widerstände. Zudem leistete sie weitreichende inhaltliche Arbeiten, war maßgebend an Berichten der Kommission 2017 und 2019 beteiligt, und publizierte als Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main regelmäßig zu sexuellem Missbrauch gegen Kinder und Jugendliche in Institutionen und in der Familie.

Kommissionsmitglied Barbara Kavemann würdigte Sabine Andresen und bedankte sich für das jahrelange ehrenamtliche Engagement:

Sabine Andresen ist eine Person, die empathische Zuwendung zu Betroffenen sowie wissenschaftliche Sorgfalt in sich vereint und daraus politische Konsequenzen zieht. Mit dieser seltenen Gabe hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kindheit als politisches, wissenschaftliches und ethisches Thema in Deutschland etabliert werden konnte.

Barbara Kavemann

Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, betonte: „Betroffene von sexueller Gewalt standen stets im Zentrum von Prof. Dr. Andresens Arbeit. Ohne die Arbeit der Kommission wäre der politische und gesellschaftliche Diskurs der letzten Jahre so nicht möglich gewesen." Jetzt gehe es darum, diese Arbeit konsequent fortzuführen, so Kerstin Claus weiter. In einer weiteren Laudatio hob Max Mehrick, freischaffender Künstler und Weggefährte, Sabine Andresens Empathie und Zugewandtheit gegenüber Betroffenen hervor. Er betrachte das Bundesverdienstkreuz auch als Auszeichnung eines gemeinsamen Kampfes.

Für mich ist es nicht nur eine Anerkennung ihrer persönlichen Verdienste, sondern auch ein symbolischer Akt, der die Bedeutung der Aufarbeitung in der Gesellschaft unterstreicht.

Max Mehrick, Weggefährte

Prof. Dr. Sabine Andresen ist Professorin für Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie setzt sich seit Jahren für die Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ein. Ab 2012 beriet sie den damaligen Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs im Beirat und war Sprecherin der Konzeptgruppe „Aufarbeitung“. Mit Berufung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs im Jahr 2016 wurde sie zu deren Vorsitzenden ernannt. Den Vorsitz legte sie 2021 nieder, als sie Dekanin ihres Fachbereichs wurde. Darüber hinaus engagiert sich Prof. Dr. Sabine Andresen in zahlreichen Beiräten und Gremien zu Kinderschutz und Familienfragen. Sie ist Mitglied im Nationalen Rat und seit 2023 Präsidentin des Kinderschutzbundes.

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Foto: © Phototek


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