"Macht etwas aus meiner Geschichte!" – Aufarbeitungskommission bei Konferenz der Sportministerinnen und Sportminister
13.11.2020 Die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs stellte bei der Konferenz der Sportministerinnen und Sportminister die Arbeit der Kommission vor und übermittelte wichtige Botschaften aus dem öffentlichen Hearing.
Gestern tagte die 44. Konferenz der Sportministerinnen und Sportminister (SMK). Der Schutz vor sexuellem Missbrauch im Sport stand u.a. auf der Agenda der SMK. Neben dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, war die Vorsitzende der Kommission, Prof. Dr. Sabine Andresen, zu dem Thema eingeladen worden. Sie stellte die Arbeit der Kommission insbesondere zum Schwerpunkt Aufarbeitung im Sport vor.
Frau Prof. Andresen konnte aus den vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten der Betroffenen und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mitteilen, dass starke Hierarchien, Abhängigkeitsverhältnisse und familienähnliche Strukturen im Sport sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche begünstigen und verhindern, sie aufzudecken. Deutlich wurde auch, dass Erwachsene ihre Macht missbrauchten – sowohl in den Leistungssportsystemen der Bundesrepublik als auch der DDR.
Sabine Andresen übermittelte der SMK auch Botschaften von Betroffenen, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Expertinnen und Experten aus dem 4. öffentlichen Hearing zu sexuellem Kindesmissbrauch im Sport.
Um Kinder und Jugendliche im Sport zukünftig besser schützen zu können, ist es notwendig, dass das Thema sexuelle Gewalt im Sport enttabuisiert wird. Dafür müssen die Verantwortlichen in den Sportstrukturen ein deutliches Signal setzen: ‚Wir hören zu, wir wollen es wissen, wir sind ansprechbar.‘ Die Geschichten von Betroffenen sind dabei von großer Bedeutung, damit aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden kann. Und um es mit den Worten einer Betroffenen zu sagen: ‚Macht etwas aus meiner Geschichte.‘
Prof. Dr. Sabine Andresen
Voraussetzung dafür ist, dass der organisierte Sport Verantwortung für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Vergangenheit übernimmt. Damit geht einher, dass anerkannt wird, dass es sexuellen Kindesmissbrauch im Sport gibt und welche Folgen er für Betroffene hat. "Ein wichtiges Zeichen war beim Hearing die Bitte des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an Betroffene um Entschuldigung für das erlittene Unrecht", so Andresen.
Wichtige nächste Schritte, die auch beim öffentlichen Hearing genannt wurden, wären eine unabhängige Aufarbeitung vergangener Fälle in Sportinstitutionen zu beginnen, unabhängige Ansprechstellen für erwachsene Betroffene einzurichten und Betroffenen Hilfe und Unterstützung zu gewähren.
Zur Meldung des 4. Öffentlichen Hearings „Sexueller Kindesmissbrauch im Sport“.