Portrait Silke Birgitta Gahleitner
Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner

Versorgungsmöglichkeiten und -gefahren ehemaliger Heimkinder im Alter

„Dann stellt man sich mal vor, man sperrt mich … in ein Altenheim“

Alice-Salomon-Hochschule

Die Heim- und ‚Fürsorge’-Erziehung hat in den 1940er- bis 1970er-Jahren in der damaligen BRD und bis 1989 in der ehemaligen DDR Kinder und Jugendliche nicht nur in ihren Menschenrechten nachweislich verletzt, sondern auch manifeste Folgeerscheinungen für Betroffene mit sich gebracht. Vielen Betroffenen ist es lange Zeit – zumeist ohne jede Unterstützung von öffentlicher Seite – gelungen zu überleben, und sie haben für ihr Leid, aber auch ihre Bewältigungsleistungen, jede nur erdenkliche Form der Unterstützung verdient. Denn die Folgen der traumatischen Erfahrungen der Menschen mit Heimerfahrung sind häufig komplex, langfristig und schließen v.a. sehr schwerwiegende soziale Folgen mit ein. Für viele Betroffene ist es schwer, sich in Behandlung zu begeben, Hilfe zu suchen und gegenüber Institutionen ihre Interessen und Rechte zu vertreten. In besonderer Weise werden die Schwierigkeiten im Zugang und die Ängste in Bezug auf pflegerische Versorgung im Alter deutlich.

Zielsetzung der geplanten Studie ist, die Bedarfe ehemaliger Heimkinder mit sexualisierten Gewalterfahrungen bzgl. einer angemessenen psychosozialen Altersversorgung zu ermitteln und Weiterbildungsvorschläge für die psychosozial Tätigen in der Altenpflege zu entwickeln. Für Fachkräfte wie Betroffene soll eine Informationsbroschüre entwickelt werden. Angesprochen sind dabei alle Institutionen der stationären und ambulanten Altenpflege und -versorgung und ein psychosoziales Professionsspektrum der Pflege und Sozialen Arbeit. Zielgruppe des Forschungsprojektes sind ehemalige Heimkinder im Alter. Insbesondere die subjektive Sicht der Betroffenen auf das Geschehen ist von Interesse, um auf dieser Basis Aufschluss darüber zu erhalten, welche künftigen Unterstützungsbedürfnisse Betroffene im Alter, insbesondere im hohen Alter haben.

Im Zentrum der Untersuchung sollen folgende Fragestellungen stehen:

  • Welche spezifischen Unterstützungsbedarfe bestehen für ehemalige Heimkinder mit sexuellen und anderen schweren Gewalterfahrungen im Alter?
  • Wie können die dort tätigen Fachkräfte für diese Bedarfe sensibilisiert werden?

Elementar berücksichtigt wird dabei sowohl in der Wahl des methodischen Designs als auch der Interpretation der Ergebnisse, dass es sich bei der Gruppe der ehemaligen Heimkinder zu einem hohen Prozentsatz um Menschen mit frühen Trauma- und zerrütteten Bindungserfahrungen handelt. Dem Faktor Trauma und den damit verknüpften Dynamiken für Betroffene und ihre Unterstützer*innen (inkl. gesellschaftlicher Unterstützungsprozesse) soll daher in der Konstruktion des Untersuchungsdesigns und der Interpretation der Ergebnisse eine besondere Bedeutung zukommen. Das Projekt hat dafür ein offizielles Ethikvotum eingeholt.

Laufzeit des Forschungsprojekts: 01.08.2024 bis 31.07.2026

Das Forschungsprojekt wird über Mittel der Kommission finanziert.

Projektleitung: Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner
Wissenschaftliche Mitarbeit: Marie Martensen, Senta Ebinger, Maite Gabriel

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