Sexueller Kindesmissbrauch gegen Menschen mit Behinderungen

Menschen mit Behinderungen erleben in ihrem Alltag häufig, dass sie nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Das liegt nicht an ihrem individuellen Merkmal der Behinderung, sondern an den Bedingungen, unter denen viele von ihnen leben müssen und nicht selbstbestimmt entscheiden können. Zudem existieren vielfältige Barrieren, die den Zugang zu Unterstützung erschweren und das Sprechen über die erlebte Gewalt verhindern können.

Menschen mit Behinderungen sind häufig angewiesen auf die Unterstützung durch andere, wie beispielsweise Betreuer*innen. Daraus entsteht ein ungleiches Machtverhältnis, das von Täter*innen leicht ausgenutzt werden kann. Dies führt dazu, dass Menschen mit Behinderungen in deutlich größerem Ausmaß von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend betroffen sind als der Bevölkerungsdurchschnitt. Gleichzeitig gibt es zu wenig konkrete Maßnahmen, um sie zu schützen oder ihnen zu helfen, wenn sie Gewalt erlebt haben. Zum Beispiel sind die vorhandenen Hilfsangebote für Betroffene häufig nicht barrierefrei. Wir wollen wissen, welche Erfahrungen Betroffene mit Behinderungen gemacht haben.

Die Erkenntnisse der Kommission zu Menschen mit Behinderungen

Minderjährige mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind in deutlich größerem Ausmaß von sexualisierter Gewalt in Familien und in Institutionen betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Ihr Zugang zu Informationen über ihre Rechte und über Angebote zu Schutz und Unterstützung ist oft eingeschränkt. Zudem sind die vorhandenen Unterstützungsangebote häufig nicht ausreichend barrierefrei und es gibt zu wenig zielgruppenspezifische, passende Angebote.

Die Suche nach einer barrierefreien psychosomatischen Klinik mit freiem Therapieplatz war nervenaufreibend gewesen. Ich hörte immer wieder: ‚Wie, im Rollstuhl? Nein, dann geht das hier nicht!‘
Betroffene

Wenig Aufarbeitung

In den vergangenen Jahren hat es viele Empowerment-Projekte gegeben, die das Recht von Menschen mit Behinderung auf Liebe, Sexualität und Partnerschaft zum Thema machten. Doch der Blick nach vorne  auf die Einführung von Präventionsangeboten und Schutzkonzepten dominiert die Diskussion, der Blick zurück wird oft vermieden. Aufarbeitung der Vergangenheit steht jedoch gleichwertig neben der Prävention. Folgen für Betroffene sollen benannt und Strukturen, die sexuellen Missbrauch begünstigt und Aufdeckung verhindert haben, sollen identifiziert werden. Das Unrecht, das Betroffenen widerfahren ist, weil sie als Kinder nicht geschützt wurden, ihnen damals und auch später sehr oft nicht geglaubt wurde und sie keine Unterstützung erhielten, soll anerkannt werden.

Lernschwierigkeiten

Die Aufarbeitungs-Kommission möchte sich speziell an Menschen mit Lernschwierigkeiten richten. Dafür haben wir mit vielen Menschen gesprochen. Wir haben auch Informationsveranstaltungen gemacht.

Linkbild Themen und Erkenntnisse- Sexueller Kindesmissbrauch und Lernschwierigkeiten
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Leichte Sprache

Hier finden Sie mehr Informationen über die Aufarbeitungs-Kommission in Leichter Sprache.
Was ist sexueller Kindesmissbrauch?
Was ist die Aufarbeitung?
Wie arbeitet die Aufarbeitungs-Kommission?
Sie finden hier auch Informationen zur Anmeldung.

Deutsche Gebärdensprache

Hier finden Sie mehr Informationen über uns in Deutscher Gebärdensprache.
Möchten Sie uns über sexuellen Kindesmissbrauch erzählen? Wir können eine Dolmetschung durch eine unabhängige zur Verschwiegenheit verpflichtete Person organisieren. Sie finden hier auch Informationen zur Anmeldung.

Text "Deutsche Gebärdensprache", Grafik Gebärde
Wie konnte es so weit kommen? Noch dazu in einer Einrichtung, bei der besonders zu schützende Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Schwerbehinderung untergebracht sind.
Betroffene

Was hat die Aufarbeitungskommission bisher gemacht?


Die Kommission bei den Special Olympics

Die Special Olympics World Games sind die weltweit größte Sportveranstaltung für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie fanden im Juni 2023 mit 6.500 teilnehmenden Athlet*innen und über 100.000 Besucher*innen in Berlin statt. Wir haben an unserem Stand im Rahmenprogramm der Special Olympics darüber informiert, dass sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen auch im Behindertensport geschieht.

Bei den Special Olympics: Barbara Kavemann im Gespräch mit zwei Besucherinnen. Hinter ihr der Stand der Aufarbeitungskommission

Videos in Einfacher Sprache

Pilotprojekt Menschen mit Lernschwierigkeiten

Menschen mit Lernschwierigkeiten und Gehörlose, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben oder arbeiten, gehören zu den am meisten gefährdeten Gruppen, wenn es um sexuellen Kindesmissbrauch geht. Die Kommission will die Erfahrungen und Forderungen dieser Gruppe stärker berücksichtigen und hat daher in Berlin ein Pilotprojekt gestartet.

Sexueller Kindesmissbrauch an Menschen mit Behinderung: Die sechsten Werkstattgespräche

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs sprach im Rahmen ihrer sechsten Werkstattgespräche mit Expertinnen und Experten zum Thema Missbrauch an Menschen mit Behinderung.