Kinderschutzpreis für Christine Bergmann
26.03.2025 – Christine Bergmann, ehemaliges Mitglied der Aufarbeitungskommission und Bundesfamilienministerin a.D., ist in Berlin mit dem Deutschen Kinderschutzpreis geehrt worden. Damit würdigte die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel gemeinsam mit acht Partner-Organisationen ihr langjähriges Engagement gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

© CHLietzmann
Die Schauspielerin und Regisseurin Karoline Herfurth überreichte den Preis. In ihrer Laudatio betonte sie die Bedeutung von Christine Bergmanns Engagement für die Gesellschaft: „Christine Bergmann hat sich Zeit ihres Lebens für den Schutz von Kindern eingesetzt. Sie hat gezeigt, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und dass wir als Gesellschaft wachsen, wenn wir den Schutz der Schwächsten an die erste Stelle setzen.“
Es braucht Menschen wie Christine Bergmann, die sich gegen Gewalt und Unrecht stellen.
Karoline Herfurth
Ihr herausragendes Vermächtnis würdigte die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, mit den Worten: „Christine Bergmann hat sich in ihrer gesamten politischen Laufbahn für den Schutz von Kindern vor jeder Form von Gewalt eingesetzt. Ihr verdanken wir, dass Betroffene von sexueller Gewalt heute in der Gesellschaft gehört werden und sie mit ihren Erfahrungen und ihrer Expertise in politische Prozesse einbezogen werden.“
Christine Bergmann erinnerte in ihrer Dankesrede an den historischen Moment des Anrufs, mit dem sie als erste Missbrauchsbeauftragte angefragt wurde. Sie habe die Chance ergriffen, um ein lange tabuisiertes Thema an die Öffentlichkeit zu bringen und die Gesellschaft zu sensibilisieren. Das sei ohne ein engagiertes Team nicht möglich gewesen, insbesondere weil es Abwehr von vielen Akteuren gegeben habe. Über dreitausend Briefe von Betroffenen erreichten die Beauftragte. Besonders hätten sie die Schilderungen aus DDR-Kinderheimen und vom Jugendwerkhof Torgau bewegt. Vieles sei seit 2010 erreicht worden, unter anderem das Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Als politischer Mensch wünschte sich Christine Bergmann zum Schluss dennoch weitere entschlossene Schritte der neuen Bundesregierung.
„Meine Erwartung ist, dass der Schutz der Kinder eine höhere Aufmerksamkeit und mehr politische Unterstützung erfährt. Wenn wir der Umsetzung der Kinderrechte mehr Nachdruck verleihen wollen, dann gehören sie in die Verfassung.“
Christine Bergmann
Vor 15 Jahren, am 25. März 2010, beschloss das Bundeskabinett als Reaktion auf den so genannten „Missbrauchsskandal“ die Einrichtung eines Runden Tisches zu sexuellem Missbrauch. Gleichzeitig wurde die ehemalige Familienministerin Dr. Christine Bergmann zur ersten Unabhängigen Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in Institutionen und Familien ernannt. Ein Jahr später gab sie das Amt an Johannes-Wilhelm Rörig ab, legte aber mit ihrem „Briefe“-Projekt eine Grundlage für die Einberufung der Aufarbeitungskommission 2016. Christine Bergmann war von 2016 bis 2023 ehrenamtliches Mitglied der Kommission.
Foto © Hänsel und Gretel Stiftung