Ausgeliefert im System, Teil 1
2. Öffentliches Hearing „Sexueller Kindesmissbrauch in der DDR“
Unter dem Titel "Ausgeliefert im System" sprach Prof. Dr. Barbara Kavemann, Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, mit Gerd Keil, Betroffener, beim zweiten Panel des 2. Öffentlichen Hearings "Sexueller Kindesmissbrauch in der DDR" der Kommission am 11. Oktober 2017 in Leipzig.
Gerd Keil, der sexuellem Missbrauch in einer Kinderfreizeiteinrichtung der DDR, der Berliner Pioniereisenbahn in der Wuhlheide, ausgesetzt war, berichtete davon, dass er die Erlebnisse jahrzehntelang verdrängt habe und darüber, wie sie ihn dann einholten. Erst mithilfe seiner Lebensgefährtin habe er es geschafft, sich zu stellen und eine Therapie zu beginnen.
"Kinder brauchen Menschen, die ihnen zur Seite stehen und denen sie vertrauen können", betonte Gerd Keil. Er selbst habe als Kind niemandem davon erzählt. Ihm ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass nicht sie die Familie zerstören, wenn sie davon erzählen und auch keine Schuld an der sexuellen Gewalt haben. "Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft diese Taten an Kindern nicht länger tabuisiert. Dabei darf es keine Rolle spielen, ob die Taten in der Familie oder anderswo waren. Es kann nicht sein, dass ein Kind mit diesen Erlebnissen allein gelassen wird", appellierte Gerd Keil beim Hearing.