Vorsitzende der Aufarbeitungskommission und Betroffene zu Gast beim Familienausschuss des Deutschen Bundestages


14.12.2016 Sabine Andresen und die ständigen Gäste der Kommission Tamara Luding und Matthias Katsch haben sich mit den Mitgliedern des Ausschusses des Deutschen Bundestages für Familie über die Arbeit der Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs ausgetauscht.


Das Besondere: Zum ersten Mal wurden damit Betroffene sexueller Gewalt in der Kindheit eingeladen, um mit dem Ausschuss zu sprechen. Die Kommission wurde im Januar 2016 vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, auf Grundlage des Beschlusses des Deutschen Bundestags vom 2. Juli 2015 berufen.

von links nach rechts auf dem Bild: Matthias Katsch, Sabine Andresen, Tamara Luding
v.l.n.r.: Matthias Katsch, Sabine Andresen, Tamara Luding

Sabine Andresen stellte die Arbeit der Kommission vor und was schon in diesem ersten Jahr erreicht wurde. Sie machte deutlich, wie wichtig vertrauliche Anhörungen von Betroffenen seien. Die Betroffenen erlebten dadurch eine Anerkennung ihres Leids, das ihnen bisher seitens der Gesellschaft verwehrt blieb. Die Erfahrung, dass ihnen zugehört und an ihrer Geschichte nicht gezweifelt wird, sei enorm wichtig.

„Ich bewundere die Kraft und den Mut von Betroffenen, die sich bei uns melden und ihre Geschichte erzählen.“
Sabine Andresen, Vorsitzende der Kommission

Matthias Katsch legte dar, wie wichtig die Arbeit der Kommission auch im internationalen Kontext sei. Dies wurde zuletzt auch beim Betroffenenkongress nochmal deutlich, der kürzlich in Berlin stattgefunden hat. Die Kommission habe für andere Länder, die noch nicht mit der Aufarbeitung gestartet wären, eine wichtige Vorbildfunktion.

„Aufarbeitung dient der Prävention. Wir brauchen einen Selbstreflexionsprozess der Gesellschaft über ihr Verhalten, wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen geht.“
Matthias Katsch, Mitglied der Kommission

Tamara Luding betonte insbesondere die Bedeutung von Aufarbeitung von Missbrauch im familiären Kontext. Sie hob zudem hervor, wie wichtig die Arbeit von Fachberatungsstellen für die Unterstützung der Betroffenen ist und stellte die prekäre finanzielle Situation dar, in der sich Beratungsstellen häufig befinden.

Gemeinsam mit den Abgeordneten wurde diskutiert, was Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch bedeutet, warum sie wichtig ist und welchen Beitrag sie leisten kann, um Missbrauch an Mädchen und Jungen zukünftig zu verhindern. Es wurde von allen betont, dass die unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei und dass Schutz, Hilfe und Aufarbeitung in die politische und gesellschaftliche Debatte stärker integriert werden müsse.


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