Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports

Fallstudie

Sportliche Aktivitäten zählen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Insgesamt stellt der Sport einen hoch bedeutsamen Bereich im Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen dar. Aber der Sport ist auch ein Ort, an dem manche Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit nicht geschützt wurden und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren.

Seit Mai 2019 ruft die Kommission Betroffene aus dem Bereich Sport auf, um von ihren Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch im Freizeit-, Leistungs- oder Schulsport zu berichten. Im Rahmen einer Fallstudie soll systematisch ausgewertet werden, was Betroffene der Kommission bislang im Rahmen von vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten mitgeteilt haben.

Die Fallstudie geht dabei folgenden Fragen nach:

  • Wie ordnen Betroffene die sexuelle Gewalt in ihre individuelle Lebensgeschichte ein?
  • Welche Relevanz hatte die Erfahrung des sexuellen Missbrauchs für die sportliche Entwicklung?
  • Welche persönlichen Erlebnisse haben Betroffene mit der Aufdeckung von sexualisierter Gewalt in den Organisationen des Sports?
  • Unter welchen Bedingungen war es für die Betroffenen möglich, ihre Gewalterfahrungen zu offenbaren?
  • Welche organisationalen Strukturen fördern bzw. hemmen die Aufdeckung von sexualisierter Gewalt im Sport?
  • Welche Erfahrungen haben Betroffene im Sport mit den Strukturen der Intervention und Aufarbeitung in den Organisationen des Sports?

Es scheint zudem relevant, die historischen Strukturen des Sports in der ehemaligen DDR sowie vor und nach der Wende in Ost- und Westdeutschland zu betrachten. Daher soll die erlebte Gewalt in dem spezifischen historischen Kontext eingeordnet werden, sofern die Berichte der Betroffenen hierfür Ansatzpunkte liefern.

Mit der Fallstudie war Prof. Dr. Bettina Rulofs beauftragt worden. Die Sportwissenschaftlerin leitete zu diesem Zeitpunkt den Arbeitsbereich Sportsoziologie am Institut für Sportwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal.

Laufzeit des Projekts: 01.11.2020 – 30.04.2022

Die Fallstudie wurde über Mittel der Kommission finanziert.

Fallstudie zu sexualisierter Gewalt im Sport

Grundlage der Studie sind 72 Berichte von Betroffenen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Damit wurde in Deutschland erstmals eine so große Anzahl Berichte zu sexuellem Kindesmissbrauch im Sport wissenschaftlich ausgewertet. Die Betroffenen erlebten den Missbrauch überwiegend im Leistungssport und wettkampforientierten Breitensport, seltener im Freizeitsport und Schulsport. Ein gesondertes Kapitel ist den Strukturen im DDR-Sport gewidmet. Die Studie beinhaltet zusätzlich drei persönliche Geschichten betroffener Menschen.

Cover der Fallstudie über sexualisierte Gewalt im Sport
Fallstudie „Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports“

Sexuelle Gewalt im Sport

Sexualisierte Gewalt im Sport ist weitgehend tabuisiert. Sie findet sowohl im Freizeitsport als auch im Leistungssport statt. Die Täter und Täterinnen nutzen oft die starken Vertrauens- und Abhängigkeitsbeziehungen zu den Kindern und Jugendlichen aus. Weitere Erkenntnisse finden Sie auf unserer Themenseite.